Fehlerkultur entwickeln – Das machen gute Führungskräfte anders
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Oder befürchten Sie doch insgeheim ein Qualitätsdesaster?
Fehlerkultur entwickeln – warum eigentlich?
Wenn Ihre Mitarbeiter innovativer und unternehmerischer agieren sowie neue Wege gehen, werden sie mit großer Wahrscheinlichkeit bessere Ergebnisse erzielen. Dazu gehört aber auch, dass Sie als Führungskraft eine Fehlerkultur prägen.
Innovation bei gleichzeitiger Bestrafung von Fehlern funktioniert nicht!
Lernen Sie in diesem Beitrag, wie Sie Fehler differenziert beurteilen und wie Sie eine Fehlerkultur mit prägen können.
Studienergebnisse zur Fehlerkultur
Lassen Sie uns, bevor Sie gleich erfahren, wie Sie als Führungskraft eine Fehlerkultur mitgestalten können, einige Studienergebnisse anschauen:
Die ESMT (European School of Management and Technology) hat eine kleine Umfrage veröffentlicht, bei der Mitarbeiter und ihre Führungskräfte zur Fehlerkultur in ihren Unternehmen und zum Umgang mit eigenen Fehlern befragt wurden.
- 88 % der Führungskräfte gaben an, Fehler ihrer Mitarbeiter unter vier Augen anzusprechen.
- Allerdings sehen die Mitarbeiter das anders:
Nur 54 % sahen das auch so, alle anderen wurden in der Gruppe oder vor anderen kritisiert. - Frauen in Führungspositionen zeigen übrigens eine fast dreimal größere Bereitschaft zur offenen Fehlerdiskussion als ihre männlichen Kollegen.
- Besonders spannend waren die Erkenntnisse unter Berücksichtigung des Alters.
Hier zeigte sich, dass vor allem jüngere Führungskräfte eher dazu neigen, eigene Fehler allein und unauffällig zu korrigieren, anstatt offen dazu zu stehen (ältere Führungskräfte hatten damit deutlich weniger Probleme).
Also sind wir doch noch nicht so weit, dass Fehler nicht mehr ausschließlich als Ergebnis schlampiger Arbeit angesehen wird, für die man sich gefälligst ordentlich zu schämen hat.
Differenzierte Betrachtung von Fehlern
Auf der einen Seite kennt keiner die Zukunft und Menschen machen Fehler, da wir nun mal alle unvollkommen sind. Um überhaupt handlungsfähig zu sein, müssen wir bezüglich der Zukunft Annahmen treffen.
Sie kennen das Sprichwort:
Wenn man vom Rathaus kommt, ist man immer schlauer.
Auf der anderen Seite gehört es für die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens genauso dazu, dass Sie in Ihrer Führungsrolle folgenschwere Fehler verhindern und unnötige Fehler nicht mehr gemacht werden.
Wie können Sie nun dieses Dilemma lösen?
Fehler lassen sich prinzipiell in drei Gruppen einteilen:
- Fehler, die entstehen, obwohl sie auf kluge und nachvollziehbaren Annahmen beruhen.
- Fehler, die auf nicht gründlich durchdachte Annahmen beruhen.
- Fehler, die auf Fahrlässigkeit, Faulheit oder auch geistiger Begrenztheit beruhen. Dieser Kategorie können Sie auch Fehler zuweisen, die von derselben Person oder dem selben Team zum wiederholten Male gemacht wurden.
Erfahrene Führungskräfte differenzieren bei Fehlern zuerst, um welche der genannten Fehlerkategorie es sich handelt.
Fehlerkultur prägen
So können Sie als Führungskraft eine Fehlerkultur entwickeln
Lassen Sie uns hier die jeweiligen Kategorien anschauen.
Kategorie 1:
Fehler, die entstanden sind, obwohl sie auf kluge und nachvollziehbaren Annahmen beruhten
- Verhindern Sie Demotivation, indem Sie sich auf das ungewünschte Ergebnis fokussieren. Insbesondere ehrgeizige Mitarbeiter kritisieren sich selber am meisten, wenn ihre Aktivitäten nicht zum Erfolg führen.
- Ermutigen Sie Ihre Mitarbeiter lieber und zeigen Sie Anerkennung für die Leistung. Der Misserfolg war ja nicht absehbar.
- Konditionieren Sie die Sichtweise, dass es eine wertvolle Lernchance war und die neu gewonnenen Erkenntnisse eine Art Erfolg sind, auch wenn es eben nicht funktioniert hat. Intelligente Fehler bieten enorme Chancen!
- Begründen Sie für eine Fehlerkultur, warum dieser Fehler berechtigt war. Damit können Sie Ihr Team ermutigen, überlegte Risiken ein und neue Wege zu gehen.
Kategorie 2:
Fehler, die auf nicht gründlich durchdachten Annahmen beruhen
- Manchmal ist es auf den ersten Blick nicht ersichtlich, zu welcher der drei Kategorien der Fehler gehört. Gehen Sie deshalb ganz offen in das Gespräch.
- Verhindern Sie Vorverurteilungen und hören Sie sich in Ruhe die Argumente an.
- Verurteilen Sie nicht und wertschätzen Sie auch diese Art von Fehler.
- Hilfreich ist hier jedoch, wenn Sie beim Mitarbeiter eine Einsicht über seinen Anteil am Fehler erzielen.
- Fokussieren Sie sich jedoch darauf, den Blick nach vorne zu richten und entwicklen Sie zusammen mit dem Mitarbeiter Strategien, wie diese Lernerkenntnis zukünftig wertvoll genutzt werden kann. Auch das prägt eine Fehlerkultur.
Kategorie 3:
Fehler, die auf Fahrlässigkeit etc. beruhen
- Sprechen Sie den Fehler zeitnah an. Damit verhindern Sie, dass sich bei Ihnen Ärger aufstaut.
- Bleiben Sie konstruktiv und nutzen Sie Ich-Botschaften, um zu verhindern, dass Sie den anderen als Person abwerten.
- Erläutern Sie dann die Konsequenzen, die das Fehlverhalten mittel und langfristig für den Mitarbeiter haben kann.
- Verhindern Sie eine langatmige „Gardinenpredigt“.
- Vereinbaren Sie Maßnahmen, um zukünftig diese Art von Fehler zu verhindern.
- Achten Sie in der nächsten Zeit darauf, ob die gewünschten Maßnahmen umgesetzt bzw. diese Art von Fehler verhindert wurden.
- Beobachten Sie zukünftig jedoch auch ganz bewusst Dinge, die gut laufen. Sprechen Sie auch diese Dinge an, da dies Mitarbeiter oft mehr motiviert, als darauf zu achten Fehler zu vermeiden. Gleichzeitig bekommen Ihre kritischen Rückmeldungen bei Fehlern für Ihre Mitarbeiter mehr Bedeutung.
Aber wie gehen Sie selber optimal mit Kritik um?
Nicht immer klappt alles sofort und nicht immer fühlen wir uns in der Zusammenarbeit mit anderen wohl. Manchmal führt das zu berechtigter – oder auch unberechtigter – Kritik.
Aber wie geht man richtig mit Kritik um?
Das fällt vielen Menschen schwer. Ob privat oder professionell, Kritik trifft uns. Richtig mit Kritik umzugehen kann man jedoch lernen!
Lernen Sie hier 5 Tools, die es Ihnen erleichtern, richtig mit Kritik umzugehen.
Weitere Tipps im Umgang mit Fehlern
- Da Fehler ohnehin unvermeidbar sind, sollten Sie konstruktiv mit diesen umgehen. Nicht generell sind andere „zu blöd“, wenn Fehler passieren. Wenn Sie diesen Grundgedanken nicht implementieren und leben, werden Sie das früher oder später mit höherer Fluktuation bezahlen.
- Sorgen Sie dafür, dass es bei Fehlern niemals zu einem Gesichtsverlust kommt! Sie verändern kein Verhalten, wenn Sie andere „runter machen“ oder vorführen.
- Lassen Sie ab und zu einen Dritten den Sachverhalt beurteilen. Denn wer von uns hat sich noch nicht in eine bestimmte Interpretation der Situation hinein gesteigert … nur um dann im Gespräch zu tough, zu emotional oder sogar unfair zu agieren.
- Analysieren Sie die gemachten Fehler. War es wirklich „nur“ ein situatives Fehlverhalten – oder gibt es vielleicht einen „Systemfehler“, den es zu bearbeiten gibt?
- Leben Sie positives Kritikverhalten vor und sorgen Sie dafür, dass Ihre Mitarbeiter wissen, wie sie „richtig“ Feedback geben, um Verhaltensveränderungen zu unterstützen.
Wenn es Sie zudem interessiert, wie Sie eine Anerkennungskultur prägen können, dann finden Sie im Beitrag „So prägen Sie eine Anerkennungskultur“ weitere GRATIS-Tipps aus der Praxis.
„Fehlerkultur prägen“ auf den Punkt gebracht
Es scheint sich zu bestätigen, dass eine Fehlerkultur einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Innovationsfähigkeit eines Unternehmens und zum unternehmerischen Erfolg leistet. Das wird in zahlreichen Studien bestätigt.
Die Fehlerkultur eines Unternehmens wird von den Führungskräften geprägt. Nutzen Sie diese Empfehlungen für Ihren Führungserfolg.
Oder möchten Sie sich oder Ihre Führungskräfte lieber von einem erfahrenen Experten unterstützen lassen?
Fehlerkultur: Ihr nächster Schritt
Damit Sie auf den Punkt genau die Unterstützung erhalten, die Sie weiterbringt.
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